Die erstaunliche Reise einer englischen Kirche nach Roveredo
In Graubünden steht das einzige Schweizer Exemplar eines «tin tabernacle». Gebaut in London diente die «Blechkirche» ab 1913 britischen Touristen am Vierwaldstättersee. Dann verfrachtete man sie erneut – ins Misox.
Diane Conrad-Daubrah ist eine Britin, die seit mehr als 50 Jahren in St. Moritz lebt. Die anglikanischen Kirchen, die ihre Landsleute im Zuge der touristischen Eroberung der Schweiz errichteten, sind ihre grosse Passion geworden. Rund 70 solcher Gotteshäuser soll es einst im ganzen Land gegeben haben. Mit Akribie erforschte Conrad vor allem das Schicksal der Bündner Kirchen. Dank ihres Engagements ist heute etwa das Andenken an ein besonders prächtiges Exemplar, die 1974 abgerissene Holy Trinity Church von Pontresina, immer noch lebendig. Das baukulturelle Erbe der Briten im Kanton schien sie zu überblicken, meinte sie. Bis sie zufällig im «Kunstführer durch Graubünden» auf einen winzigen Eintrag stiess. «Ehem. anglikanische Kapelle, A. 20. Jh. Gotisierende Holzkonstruktion mit Wellblechverkleidung», hiess es da unter dem Abschnitt Val Mesolcina. Sollte es also zu den sieben ihr bekannten Kirchen – Arosa, Davos, Maloja, Pontresina, Samedan, St. Moritz und Scuol – noch eine weitere in Graubünden geben?