Der verzwickte Weg zum neuen Standardwerk zum Basler Münster
Jahrzehntelang hat die Fachwelt und die interessierte Öffentlichkeit wegen Fachstreitigkeiten und wissenschaftlichen Fehlschlägen auf ein Standardwerk zum Basler Münster warten müssen. Zum 1000-Jahr-Jubiläum des Kirchenbaus wird diese Lücke nun geschlossen.
Plötzlich ging es schnell: "2007 wurde uns bewusst, dass 2019 ein grosses Jubiläumsjahr bevorsteht; das war die Gelegenheit, einen neuen Anlauf für eine wissenschaftliche Gesamtdarstellung des Münsters zu wagen", sagt die Kunsthistorikerin und Münster-Kennerin Dorothea Schwinn Schürmann.
Schwinn Schürmann ist neben Hans-Rudolf Meier Hauptautorin des Werks "Das Basler Münster", das die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK) in ihrer Reihe "Kunstdenkmäler der Schweiz" herausgibt. Seit 2012 vertiefen sie sich zusammen mit fünf weiteren Autorinnen und Autoren in die Geschichte des Baus.
"Es war ein Glücksfall, dass in kurzer Zeit das Geld zusammenkam, die entscheidenden Institutionen mit an Bord stiegen und wir unsere Wunschautoren gewinnen konnten", sagt sie. Die Kosten für die wissenschaftliche Aufarbeitung betragen 1,7 Millionen Franken. Eine Million davon stammt aus dem Swisslos-Fonds des Kantons Basel-Stadt.
Dazu kommt, dass die Wissenschaftler unverhofft auf Materialien und Dokumente zurückgreifen konnten, mit denen sie ursprünglich gar nicht gerechnet hatten. Die Vorgeschichte des aktuellen Werks zum Münster, das laut GSK zu den "Schlüsselwerken der romanisch-gotischen Baukunst" zählt, ist nämlich von Fehlschlägen und Fachstreitigkeiten geprägt.
Das führte zu einer grossen Lücke in der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte dieses wichtigen Baus. Das letzte Standardwerk zum Kirchenbau stammt aus dem Jahr 1895. Nach vielen Jahren kann diese Lücke nun geschlossen werden. "Wir liegen gut im Zeitplan", sagt Schwinn Schürmann, "der Veröffentlichung am 11. Oktober steht nichts im Weg."